Mittwoch, 7. Mai 2008

Linguini

Saarländer können ein ganzes Gespräch nur mit zwei Wörtern führen: "Unn?" und "Joo."
Es gibt praktisch unbegrenzte Intonationsmöglichkeiten für beide Wörter und je nach Betonung können sie komplett unterschiedliche Fragen, bzw. Antworten bedeuten.

Der klassische Fall:
A: "Unn?"
B: "Joo, unn selbschd?"
A: "Jo, unn sonnschd?"
B: "Jooo..."
A: "Ei dann, machs gudd!"
B: "Jo, du aach!"

Übersetzung:
A: "Wie geht es dir? Bist du gesund? Klappt alles im Job?"
B: "Ja, alles hervorragend, mir geht es gut! Und wie geht es dir?"
A: "Auch gut, danke! Was macht die Familie und die Freunde?"
B: "Ach ja, du kennst das ja, die Mutter ist schon fast 90 und nicht mehr so fit, mein Bruder hatte eine Blinddarmoperation und das Auto hat einen Blechschaden, aber soweit ist eigentlich alles OK."
A: "Na das ist doch alles gar nicht so wild, so lange man gesund ist usw. Dann machs mal gut und Grüße an alle!"
B: "Ja, danke, dir auch alles Gute und ebenfalls Grüße!"

Genau so gut kann das eine Einleitung sein oder auf die momentane Stimmung hinweisen: Zwei Bekannte treffen sich in der Stadt, sie kennen sich ganz gut, vielleicht von einer früheren Arbeitsstelle oder aus Schulzeiten.
A: "Unn?" (kurz, am Ende betont und leicht euphorisch wegen der Wiedersehensfreude)
B: (dem vor drei Tagen bei einem Auffahrunfall ein erheblicher Blech- und Sachschaden entstanden ist): "Jooo..." (hier wird das Joo etwas in die Länge gezogen, begleitet von einem Niederschlagen der Augen oder einem leichten Schulterzucken)
A: "Wieso? Was isn los?"
B: Erzählt von dem Unfall...

Oft reicht auch ein einfaches "Unn?" mit der richtigen Betonung und das Gegenüber weiß gleich, was der andere wissen will.
Beispiel:

A hatte vor ein paar Tagen ein Date und hatte B davon erzählt. Nun treffen sie sich und B will natürlich wissen, wie es war. Obwohl sie sich drei Tage lang nicht gesehen haben, braucht B nur etwas lauernd zu fragen: "Uuunn?"
Und A weiß genau, was B wissen will und erzählt, wie das Date gelaufen ist.

Dass das eine universelle Kommunikationsmöglichkeit für ALLE Saarländer ist, hat kürzlich ein Arbeitskollege einem Hamburger Kollegen bewiesen. Er hatte dem Hamburger erzählt wie das läuft mit dem Unn und dem Joo und wollte ihm zeigen, dass das immer funktioniert. Der Hamburger brauchte irgendwelche Informationen. Also sind sie zu einem zweiten saarländischen und zuständigen Kollegen hin, der von der Beweis-Aktion gar nichts wusste und der erste Kollege fragt den zweiten im Beisein des Hamburgers: "Unn?"
Und der zweite saarländische Kollege sprudelte gleich mit genau den Informationen raus, die der Kollege aus Hamburg haben wollte. Dieser stand mit offenem Mund daneben.

4 Kommentare:

Jamez hat gesagt…

Do sahn ich nur: "Machsch mir e rodie mim ganze weck!" :D

Anonym hat gesagt…

Unn?

Anonym hat gesagt…

was ich nie verstanden habe:
Is "unn" nich das gleiche wie "Naa?"
Mittlerweile hab ich mir hier wiedre abgewöhnt, bei nem "Na?" alles zu erzählen, was gerade keinen interessieren würde sondern antworte einfach (wie hier so üblich) mit einem Gegen-"Na?" zurück ;-)

Frau Schmidt hat gesagt…

Ich weiß nicht, ob das das Gleiche ist - das sagt hier keiner! :-) Aber ich vermute mal schon. Interessant ist halt die KOmbination mit "Joo."

@Jamez: Eiverstehschdemichnetoderwas...

@Herr Schmidt: Jooo... :-)