Mittwoch, 16. Juli 2008

Ich war jung und brauchte das Geld-Stöckchen

Das fange ich mal von Jamez und erzähle was von meinen Jobs. Obwohl das eigentlich gar nicht sooo viele waren.

Das fängt mit dem obligatorischen Zeitungen austragen an. Also die Päckchen, die Jamez gepackt hat, die habe ich dann ausgetragen. Schön war es immer an Weihnachten. Da bekam man dann ganz tolle Kalender, mit denen konnte man dann an jedem Haus klingeln und bekam ein paar Mark. Da ich in dem Bezirk aufgewachsen bin und mich dort damals fast jeder kannte, fiel das entsprechend fett aus. Da kamen in einem guten Jahr auf 210 ausgetragene Zeitungen ca. 600 Mark "Weihnachtsgeld"! Das habe ich wirklich auch lange gemacht und die Strecke nachher meinem Bruder vererbt, der sie dann wiederum meiner Schwester vererbt hat. Der Bezirk war also lange in unserer Hand.

Zwischenzeitlich hatte ich noch vier Tage lang aushilfsweise in der Küche eines Pflegeheims gearbeitet, da das Küchenpersonal zu einer externen Firma gehörte (den Fehler hat das Heim nicht nochmal gemacht), die unbedingt streiken mussten. Das war in den Schulferien. Morgens um halb sechs anfangen und bis nachmittags fast ohne Pause schuften. Einmal mussten wir zu zweit einen Berg Kartoffeln so hoch wie der Mount Everest von HAND schälen, da die externe Firma die Kartoffeln immer von deren Zentrale schön geschält geliefert bekommen hat. Das war mal super ätzend. Die meiste Zeit hab ich dort die Industrie-Spülmaschine aus- und eingeräumt und Tabletts bestückt.

Dann kam schon das Studium und damit auch der erste Job auf Lohnsteuerkarte. Telefonauskunft beim rosa Riesen. Sehr anspruchsvoll, ahem. Das waren nur 12 Stunden in der Woche, jeweils 3x4 Stunden, das war OK. Die einzige Herausforderung war, immer schneller und schneller bei der Suche zu werden. Da gab es keine Maus sondern nur eine Tastatur und damit konnte man alles machen. Wollte man z.B. Herrn Hans Müller in Saarbrücken suchen, hat man MÜL1 HANS2 SB3 eingegeben. 1=Nachname, 2=Vorname, 3=Nummernschild für den jeweiligen Ort, das hat auch funktioniert. Da hab ich auch verdammt schnell tippen gelernt. Durchschnittliche Callzeit: 30 Sekunden oder so. Das war schon anstrengend. Aber ich war nachher sowas von schnell :-D Angelegt hab ich mich da mit der Hausfrauen-Clique, die wahrscheinlich schon vor 30 Jahren noch auf Mikrofilm Rufnummmern rausgesucht haben. Die dachten, sie könnten im Großraumbüro rauchen, wenn um 22:00 keine Aufsicht mehr da war. Ich hab mich immer mit denen angelegt und sie zusammengeschissen. Alte Schabracken. Die wollten sich natürlich von einer Studentin nix sagen lassen. Und nach dem drittenn Abend im Qualm hab ich sie beim Abteilungsleiter angeschissen. Der hat mich dann ins Büro bestellt und sich bei mir bedankt und ab dem Tag haben sich mich natürlich erst recht gehasst. Hähä. Die hatten übrigens die ergonomischsten Arbeitsplätze, die ich bis heute gesehen habe! Genial!

Dann war ich ein paar Monate in einem Klamottenladen. Relativ kleiner Laden, aber eine Kette. Über Weinachten. Oh je. Da erlebt man auch so einiges. Und draußen vor der Tür standen 3x pro Woche die Indios mit Panflöten. AAAARGH.

Und danach ging es schon los mit dem Job bei einem Internetprovider, erst in der Kundenbetreuung und dann entspannt an der technischen Hotline. Das war ein Teilzeitjob, also auch ein Teilzeitstudium. Aber zum Glück auch oft am Wochenende, so konnte ich während der Woche zu fast allen Vorlesungen usw.

An der Kunsthochschule hab ich jahrelang noch die Website der hiesigen Museen betreut. Zum größten Teil damals schon datenbankgeneriert. Nachher war das nur noch Routine und ein extrem überbezahlter Job, bei dem ich meistens nur ein paar Buttons in der Datenbank klicken musste.

Der Rest waren später kleine Aufträge als Grafiker, das kann man eigentlich nicht mehr als Nebenjob verbuchen. Aber es hat schon was für sich, sein ganzes Geld immer selber zu verdienen. Es gab genug andere, grade Designer, deren Eltern ihnen ALLES in den Arsch geschoben haben. Hab ich alles miterlebt und das waren auch die größten Pappnasen.

1 Kommentar:

Jamez hat gesagt…

Ja ja.. die Zeitungs-Mafia... Da durfte ja keiner frech zu euch sein, sonst wurde er einfach von den News dieser Welt abgeschnitten... oder gibt es mittlerweile TV bei euch im Ort? :D