Seit Kurzem gibt es in dem Discounter, zu dem man einmal hin muss, um alles drin zu haben, im Bonusprogramm Artikel eines rennomierten Herstellers von Fliesen, (Bad-)Keramik und allerlei anderem, meist hässlichem Schnickschnack. Die machen auch die Waschbecken, die man in Schlamm tauchen kann und von denen der Dreck abperlt. Der Saarländer wird meist, trotz der nicht immer geschmackvollen und in der Regel überteuerten Produkte, von einem gewissen Lokalpatriotismus gepackt, denn immerhin sitzt der Traditionsbetrieb im schönen Saarland.
Jetzt sehen wir nicht ein, uns von den ersammelten Bonuspunkten 3 Handtücher im Wert von 40 Euro zu einem dann ermäßigten Preis von 10 Euro zu kaufen, wenn wir im tollen blauen Möbelhaus für 10 Euro doppelt so viele Handtücher bekommen. Aber: es gibt auch eine, zugegeben ganz gut aussehende Körperfett-Waage. Die misst nicht nur Körperfett, sondern auch tausend andere Sachen. Und natürlich das Gewicht. Eigentlich haben wir keine Waage, aber ab und zu ist man ja doch neugierig und will prüfen, ob nur schon wieder die Klamotten zu heiß gewaschen wurden oder ob man tatsächlich wieder ein paar Kilo zugelegt hat. Und wenn die normalerweise (angeblich, was aber bei der Firma glaubwürdig klingt) 80 Euro kostet und wir die für 19,90 bekommen, dann kann man da auch mal zuschlagen.
Zuhause gehts dann gleich los. Man muss immer bedenken, dass sich Leute dieses Teil wirklich für 80 Euro kaufen... Es sind keine Batterien im Lieferumfang enthalten. Also mittlerweile hat ja jedes Popelteil Batterien intus! OK, die hat man ja meist auf Vorrat, also Batterien rein und los. Schick sieht sie ja aus... Beim Programmieren der beiden Speicherplätze für unsere Daten stellen wir fest, dass irgendwie die beiden Pfeiltasten vertauscht sind... Mit der nach links gehts vorwärts und mit der nach rechts rückwärts usw. Na ok, man ist ja lernfähig. Ob das auch ein Rentner ist, ist fraglich. Die Einrichtung geht dann noch recht einfach und ein Test zeigt: die Messung funktioniert. Neben dem Gewicht werden Körperfettanteil, Wasseranteil, Muskelanteil, Gewicht der Knochen, Idealgewicht und der geschätzte Kalorienbedarf angezeigt. Dazu noch ein Diagramm, ob man schlank, normal, leicht übergewichtig oder übergewichtig ist. Kann auch sein, dass ich noch was vergessen hab. Wirklich ein Multitalent, diese Waage.
Jetzt is ja das LCD-Display nicht wirklich groß. Diese Werte erscheinen dort in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Von oben herab gar nicht zu erkennen, muss man erst mal runtersteigen und sich bücken, um alles lesen zu können. Und schwupps, in der Zeit sind die Angaben auch schon wieder alle verschwunden. Man muss die Waage antippen, kurz warten und dann den Speicherplatz aufrufen. Drückt man nicht schnell genug oder dieser Sensor (Knöpfe gibts nicht) reagiert zu langsam, ruft man den falschen Speicherplatz auf und muss erst mal die Werte der anderen Person über sich ergehen lassen. So, dann erneut aufrufen. Jetzt aber schnell lesen: TBF, was war das noch, ah, ja, Fettanteil. TBM? Ah, ja, Muskeln. Und wo war jetzt nochmal die... Ach, verdammt, schon wieder alles weg.
LEUTE! Sowas erwarte ich von einer 10 Euro Waage aus dem Ramschladen! 80 Euro. Ich geh kaputt.
Mal davon abgesehen verklickert mir das Teil, ich sei leicht übergewichtig. Ahem. Wenn ich richtig reinkneife, find ich vielleicht am Bauch ein kleines bisschen Speck. Ansonsten würde ich mich eher als Sportlich bezeichnen. OK, ich bin schwer, kaum einer mag mir glauben, dass ich über 70 Kilo wiege. 73,5 um genau zu sein. Aber das sollte die Waage dann auch merken, wenn sie schon Knochen und Muskelmasse messen kann. Sie empfiehlt: Idealgewicht: 59 Kilo. Alter Schwede, dann würde ich ja aussehen wie... Victoria Beckham halt. Das sind fast 15 Kilo! Wo bitte, sollen die denn noch weg? Und auf der Skala kommt ja da drunter noch "Normal" und "Schlank". Wenn ich "Schlank" werden will, müsste ich wohl auf 40 Kilo runter bei 1,72 m.
Also das Ding wird mit Sicherheit bei manchen Leuten einige Verzweifelung auslösen. Wo haben die das Ding kalibriert? Bei der Fertigung in China wahrscheinlich, mit einem Asiaten.
Ich jedenfalls hab mir erst mal einen Schokopudding gemacht. :-)